Susanne Hefti Damjan Kokalevski

Skopje Walkie Talkie

2019 | Book
About the project

Skopje Walkie Talkie focuses on how public spaces are being transformed to legitimize and reinforce populist, nationalist power structures. Using the North Macedonian capital of Skopje as an example, it points out how the newly created, extravagant identity for the city centre has made an impact – as numerous new buildings have sprung up between 2008 and 2018 at an estimated cost of approximately 680 million euros. But the architectural expertise from the 1960s and 70s, gained after a disastrous earthquake thanks to a large reconstruction project led by the UN, has been obscured, neglected or even destroyed. This book is an artistic, political exploration of the urban space. It is the result of long-term collaboration between Susanne Hefti and Damjan Kokalevski.

Fotografien: Susanne Hefti

Essays: Damjan Kokalevski, Suzana Milevska
Dérive in Skopje: Milan Dinevski, Susanne Hefti, Damjan Kokalevski, Ivana Kostovska and Philip Ursprung
Verlag: Spector Books

Erscheinungsdatum: 17.10.2019
Grafik: Hammer, Sereina Rothenberger & David Schatz

Diese Publikation wurde realisiert durch die grosszügige Unterstützung von: Grenzgänger Programm der Robert Bosch-Stiftung und des Literarischen Colloquiums Berlin, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Kulturstiftung des Kantons Thurgau, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Stiftung Erna und Curt Burgauer

 

About the research

Skopje hat eine prägende Geschichte: Nachdem ein gravierendes Erdbeben im Jahr 1963 die Stadt nahezu zerstörte, wurde sie in einer grossen internationalen Aktion und mit Hilfe der UN von Architekten der Moderne wieder aufgebaut und zu einem Symbol der Offenheit und Solidarität während des Kalten Krieges. Seit 2010 gestaltet die nationalistische Partei VMRO- DPMNE die Stadt nach ihren Vorstellungen um: Es entstanden neue Plätze, eine Vielzahl neuer Gebäude, Statuen, Interventionen. Verschiedene Ebenen von Identität und Bedeutung prallen so aufeinander: Okzident vs. Orient, sozialistische Moderne vs. neuer Nationalismus, urbane Informalität vs. Repräsentationsgebaren. Aus der Utopie einer offenen Stadt mit vielseitig nutzbaren Freiräumen wurde innerhalb weniger Jahre ein Ort der segregierten und ideologisch besetzten Räume, wo Offenheit, Freiheit und Andersheit kaum noch Platz finden. Doch gegen die Vereinnahmung des Stadtraumes regt sich auch Widerstand.

Im Hinblick auf den obigen Themenkomplex und unter Einbezug eines grundlegenden Interesses an der Architektur in Skopje beinhaltete meine Recherche als Methoden das Besuchen von Orten im Sinne eines situationistischen Dérives und die Fotografie. Die Methodologie des Dérives, alle persönlichen, arbeits- und freizeitgebundenen Motive für die Bewegung im Raum fallen zu lassen, und sich ganz den Gegebenheiten der Orte hinzugeben, stellte für mich einen interessanten Zugang dar. Im Nachhinein, bei der Sichtung des gewonnenen fotografischen Material, liessen sich Ein- und Ausschlüsse erkennen, Machtstrukturen und Wegsysteme, Blickachsen und räumliche Hierarchien.

Meine ersten beiden Besuche in Skopje waren jeweils von zweiwöchiger Dauer und fanden beide im Herbst 2015 statt. Während den ersten Besuchen verbrachte ich täglich sechs bis acht Stunden gehend in der Stadt. Ich erforschte die Gassen, Strassen, die Wege zwischen Gebäuden, die Verkehrsachsen, die Fassaden und Strassenzüge. Ich fotografierte analog und machte immer dann ein Bild, wann ich es für nötig erachtete. Aus meiner Bewegung im Raum ergab sich bald eine mentale Stadtkarte, ein Gefühl für das Gefüge der Stadt. Zurück in Essen entwickelte ich rund 35 Mittelformatfilme und druckte die Bilder im kleinen Format aufPapier aus. In der Folge sortierte ich und ordnete. Ich versuchte, räumliche Zusammenhänge auf den Bildern zu erkennen und fand schliesslich ein interessantes Ordnungsformat, in dem ich immer zwei Bilder in der Mitte durchschnitt und die Teile gemischt neu anordnete. Denn so erlebte ich auch den Raum in Skopje, als segregiert und fragmentiert, hauptsächlich hervorgebracht durch die vielschichtigen Gegensätze, von denen die Stadt geprägt ist. In der Folge besuchte ich noch drei weitere Male die Stadt, jedoch mit nur noch einer einwöchigen Aufenthaltsdauer, um noch fehlendes oder weiteres fotografisches Material zu erstellen.

  • Susanne Hefti (c) Melk Imboden
    Susanne Hefti (geboren 1984 in Münsterlingen, Schweiz) ist Künstlerin und derzeit Doktorandin am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich. Sie studierte Kunst und Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in...
  • Damjan Kokalevski
    Damjan Kokalevski (Dr. sc. ETH Zurich) is an architect and curator based in Zurich and educated in Skopje, Vienna, and Tokyo. He completed his doctoral thesis titled “Performing the Archive: Skopje. From the Ruins of the City of the Future”...