Alida Bremer

Olivas Garten

2013 | Book
About the project

Als sie von einem Anwalt benachrichtigt wird, dass ihre Großmutter Oliva ihr einen Olivengarten an der kroatischen Küste hinterlassen hat, will die Erzählerin diesen Brief zunächst einfach ignorieren. Doch die Sehnsucht nach dem Süden beginnt an der Erzählerin zu nagen und sie begibt sich auf die Reise, die zur Reise in die Vergangenheit wird.

Die kroatische Küste war im Zweiten Weltkrieg drei Jahre lang Schauplatz eines erbitterten Widerstands der lokalen Bevölkerung gegen die italienische Besatzungsmacht. Nach der Kapitulation Italiens beeilten sich die deutschen Truppen, die Küste ihrer Herrschaft zu unterwerfen, was zu einem – von den Tito-Partisanen und britischen Verbündeten organisierten – Exodus der zivilen Bevölkerung nach Italien und nach Ägypten in die Wüste von Sinai führte.

Das Eintauchen in die kaum verarbeitete Geschichte des Landes, die mit der Familiengeschichte verwoben ist, verläuft parallel zum Versuch der Erzählerin, den geerbten Olivengarten aus den Klauen einer undurchsichtigen Bürokratie zu reißen. Zwischen vielen Mahlzeiten (im Süden werden Familienbeziehungen vor allem an überfüllten Tafeln ausgetragen) und einigen Reisen, die die Erzählerin in verschiedene Städte an der kroatischen Küste, auf Inseln und auch nach Serbien und Italien führen, meldet sich immer wieder die auf ihrer Ottomane liegende Großmutter Oliva zu Wort – nicht mit ihrer Stimme, die verstummt ist, sondern mit ihren Gedanken, dem Fluss ihres Bewusstseins.

Roman
320 Seiten, Hardcover
Eichborn, August 2013
ISBN: 978-3-8479-0536-3

www.alida-bremer.de

www.eichborn.de

Leseprobe: http://www.bic-media.com/mobile/mobileWidget-jqm1.4.html?isbn=9783847905363&fullscreen=yes

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About the research

Ich folgte in den Jahren 2008 und 2009 in Kroatien, Serbien und Italien den Spuren meiner Familie. Zunächst ging die Reise nach Vodice – hier und auf der Insel Prvić suchte ich nach den Denkmälern für die Partisanen, die im Zweiten Weltkrieg den Widerstandskampf gegen die italienischen und deutschen Besatzer organisiert hatten, ich sammelte Geschichten, Fotos und andere Dokumente, die mir meine Tanten und ihre Nachbarinnen und Nachbarn erzählten und zur Verfügung stellten. Ich besuchte die Insel Molat, auf der die italienischen Faschisten ein Konzentrationslager eingerichtet hatten, in dem meine Urgroßmutter, ihre Schwester und eine meiner Tanten interniert waren. Sie wurden nach einem qualvollen Aufenthalt auf dieser ansonsten schönen Insel vom Roten Kreuz in ein Aufnahmelager nach Bagni di Lucca und später erneut in ein Konzentrationslager, das Lager „Le Fraschette“ in Alatri, transportiert. Diese Orte hatte ich auf einer Herbstreise nach Italien besucht, im Spätsommer 2009 reiste ich erneut nach Italien, dieses Mal in den Süden: Nach Apulien und Basilicata, da meine Verwandten nach der Kapitulation Italiens (1943) dort als Flüchtlinge lebten. In Belgrad habe ich in den Archiven nach meiner Großmutter Oliva gesucht, die ebenfalls nach der Kapitulation Italiens von den Deutschen in ein Lager namens „Ciglana“ verschleppt wurde. Während die Reise nach Belgrad im Winter stattfand und der Schnee und der graue Himmel die Schwere meines Anliegens unterstrichen, vermischten sich an der kroatischen Küste und in Italien die Schönheit des Südens, seine Farben und Düfte mit der Frage: Hat jene grausame Vergangenheit wirklich inmitten dieser Schönheit stattgefunden?

  • Autorenfoto Alida Bremer © Olivier Favre
    Geboren 1959 in Split/Kroatien. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad/Serbien, Rom/Italien, Münster und Saarbrücken/Deutschland. Promotion im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft an der...