Andreas Geiger

HALBE HÜTTE

2018 | Film
Helmut Geiger verlässt die alte Hütte mit den letzten Gerätschaften©EIKON Media GmbH
About the project

Was passiert, wenn einem etwas weggenommen wird, das man als sein Eigentum betrachtet?

Der Film erzählt die Geschichte von Andreas Geiger, der in seinem Heimatort Donzdorf eine Wiese mitsamt einer Hütte am Waldrand von seinem Grossvater erbt und feststellen muss, dass die Hälfte der Hütte gar nicht auf seinem Grundstück steht. Da hat sich wohl der Grossvater vor 80 Jahren beim Hüttenbau um 4 Meter vertan. Das wäre noch alles kein Problem, hätte das Nachbargrundstück, der Gemeindewald, nicht ein Unternehmer gekauft, um daraus sein privates Jagdgebiet zu machen und der darauf beharrt, dass die andere Hälfte der Hütte nun ihm gehöre.

Ein Rechtsstreit nimmt seinen Lauf, bei dem immer offensichtlicher wird, dass keiner gewinnen kann und eine Lösung nur im diplomatischen, auf der Ebene moralischer Werte gefunden werden kann. Doch dazu kommt es nicht. Sämtliche gesellschaftliche Institutionen, sei es das Bauamt, der Bürgermeister, der Stammtisch oder die Kirche, schaffen es nicht, eine Lösung zum Erhalt der Hütte zu finden. Am Ende droht der Abriss, wäre da nicht noch der Direktor der Kunsthalle in der Kreisstadt, der die Hütte zum Kunstwerk erklärt. Die Hütte wird zwar geteilt, bleibt aber als Kunstwerk eine Einheit. Bis heute hat keine der beiden Seiten gewagt, das Kunstwerk zu zerstören.

Der Film erzählt, wie Nachbarschaftsstreits als die häufigste Form juristischer Auseinandersetzungen auch in dörflichen Gemeinschaften nicht mehr „untereinander“ beigelegt werden, so wie früher. Der Film zeigt ausserdem, wie Gemeinden finanziell gezwungen sind, ihre Liegenschaften zu veräussern, um ihre Infrastruktur zu erhalten. Burgen, alte Höfe und Allmendeflächen kommen in Privatbesitz, zu dem die Bevölkerung keinen Zugang mehr hat. Was global als „Land grabbing“ bezeichnet wird, findet genauso im kleinen statt, sogar in einer alten Hütte.

Buch und Regie Andreas Geiger
Kamera Steffen Bohnert
Montage Jens Greuner
Ton Nicolas Ohnesorge
Musik Nils Kacirek
Herstellungsleitung Mette Gunnar
Produzent Christian Drewing
Redaktion Gudrun Hanke-El Ghomri

Eine Produktion der EIKON MEDIA GmbH
Im Auftrag von SWR
In Zusammenarbeit mit ARTE

  • Andreas Geiger (c) Enric Duch
    Andreas Geiger (geboren 1969 in Schwäbisch Gmünd) lebt in Grünbach und Stuttgart. Er studierte Dokumentarfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg und arbeitet nun als freischaffender Autor und Dokumentarfilmer. Seit 2009 ist er auch als Dozent an...