Dschingis Khan für ein halbes Jahr - Baron Ungern von Sternberg, Herrscher der Großen Steppe
About the project
Roman Ungern von Sternberg, Spross einer deutschbaltischen Adelsfamilie und bei uns in Vergessenheit geraten, kennt in der Mongolei jedes Kind. Zunächst Militarist in den Diensten des russischen Zaren, entwickelte der Baron eine tiefe Bewunderung für den Orient. Er hielt die Mongolei für den Ursprung der Kultur, voll von Ritterlichkeit wie einst das Europa des Mittelalters. Als es dem Baron 1920 mit einem kleinen Kosakenregiment gelang, die Hauptstadt der Mongolei einzunehmen und die Chinesen zu vertreiben, war das Land 200 Jahre eine chinesische Provinz gewesen. Die Mongolen hielten ihn für die Wiedergeburt des Kriegsgottes Dschamsran, er selbst sah sich als Schutzpatron des Buddhismus und der Monarchie. Elemente von Buddhismus, Antisemitismus und russischem Nationalismus verschmolz er zu seiner eigenen wirren Ideologie. Ein gutes halbes Jahr dauerte seine grausame Alleinherrschaft, die im Frühsommer 1921 auf einem Feldzug ein jähes Ende fand: er wurde von seinen eigenen Leuten an die Bolschewiki ausgeliefert und in Nowonikolajewsk hingerichtet. Das Feature schildert anschaulich das Schicksal des Dschingis Khan für ein halbes Jahr und verknüpft dessen gegenwärtige Rezeption in der Mongolei mit den geschichtlichen Ereignissen. Sprach die sowjetische Propaganda von ihm als der „blutige Baron“, so wird er heute als Freiheitskämpfer für die mongolische Unabhängigkeit geschätzt.
Deutschlandfunk
Erstausstrahlung: 16.09.2011, 20:10 Uhr
mario.bandi@gmail.com
Feature bei SWR2: https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/feature/swr2-feature-am-sonntag-dschingis-khan-fuer-ein-halbes-jahr/-/id=659934/did=14546392/nid=659934/pkb0n3/index.html
About the research
Im Sommer 2010 reiste der Autor nach Ulan-Bator, Moskau und St. Petersburg, auf der Suche nach Antworten: Warum kann ein Antiheld wie Roman Ungern von Sternberg zur Legende werden? Welche Rolle hat er im Freiheitskampf der Mongolen gegen die Chinesen tatsächlich gespielt? In Ulan-Bator und in Moskau traf der Autor einfache Leute und Historiker und begab sich auf die Spuren des Barons in der Mongolei. Die Ereignisse der Zeit kommentiert Schriftsteller L. Jusefowitsch. Verhörprotokolle - daraus wird zitiert - vervollständigten das Portrait.
- Mario Bandi, geboren 1963 in Perm/Ural, hat am St. Petersburger (Leningrader) Konservatorium Musiktheaterregie studiert. Als Theaterregisseur war er in Moskau sowie in Dresden tätig, eine seiner Inszenierungen zu Schostakowitschs Kammeroper wurde an...